Das Projekt zur Einführung der Schulsozialarbeit (SSA) auf Sekundarstufe II startet pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres 2023/24. Schulsozialarbeiterin Barbara Dudli erklärt, was dieses Angebot der Schülerschaft bringen kann und wie es funktioniert.
Corina Tobler
Nicht nur fünf neue erste Klassen und die Vorbereitungsklasse, bestehend aus ukrainischen Sekundarschülerinnen und -Schülern, starten diese Woche in ihre Zeit an der KSK. Auch die 41-jährige Barbara Dudli hat ihren Posten als Schulsozialarbeiterin angetreten. Sie sitzt neu jeweils am Donnerstagmorgen im A20 und versucht, die KSK-Gemeinschaft tatkräftig bei Problemen zu unterstützen. Termine können im Vorfeld vereinbart werden (barbara.dudli@ksk.ch oder 079 530 00 69) oder man kann donnerstags spontan die Möglichkeit des Walk-Ins in der grossen Pause nutzen.
Barbara Dudli gefällt der Campus in Kreuzlingen sehr. (Corina Tobler)
Prävention ist das Ziel
Obwohl das Pensum klein und das Projekt erst im Versuchsstadium ist, stiess die Ausschreibung der Stelle bei Barbara Dudli sofort auf Interesse. «Ich fand es cool, dass es auf Kantistufe nun diese Möglichkeit gibt, Angebotsentwicklungsarbeit zu leisten. Auch, dass die Zielgruppe eine ganz andere ist als die für meine Haupttätigkeit als SSA an der Sekundarschule Befang in Sulgen, finde ich spannend», sagt die zweifache Mutter, die mit ihrem Mann und den zwei schulpflichtigen Kindern in Weinfelden wohnt. Als Person, die gerne kreativ arbeitet, ihren Garten mag und sich für die Förderung von Biodiversität und Wildtieren interessiert, gefällt ihr der Campus in Kreuzlingen sehr.
Auch sozial empfindet sie das Umfeld an der KSK als anregend – und Schulsozialarbeit auf dieser Stufe als absolut wichtig. «SSA schafft einen möglichst niederschwelligen Zugang zu Unterstützung aller Art und zwar im Idealfall, bevor eine Person im absoluten Krisenmodus ist.» In der Prävention grösserer Schwierigkeiten sieht Barbara Dudli den Hauptvorteil der SSA. Damit, erwähnt sie, spare man übrigens mittel- und langfristig auch Kosten.
«Ich bin Türöffnerin»
Dass Jugendliche an Kantonsschulen von einem SSA-Angebot profitieren können, steht für Dudli ausser Frage. «Wir haben hier ein äusserst anregendes Umfeld voller schulisch leistungsstarker Jugendlicher, sowie überdurchschnittlich viele High Potentials. Diese sind aber genauso mit Schwierigkeiten konfrontiert und gehen zudem durch eine Lebensphase mit vielen Veränderungen.» Dass Privilegierte irgendeiner Art keine Probleme hätten, sei ein Trugschluss. «Die Frage ist dann vielmehr: Hole ich mir Unterstützung oder nicht? Ich sage: Unbedingt, denn das tun zu können, ist eine Stärke.»
Barbara Dudli untersteht als SSA der Schweigepflicht, darf also nur auf expliziten Wunsch Auskunft an Eltern, Lehrpersonen oder andere Personen geben – mit Ausnahme von akut selbst- oder fremdgefährdendem Verhalten. Es gebe, betont sie, auch keine Tabuthemen. «Kommt einfach, mit allem, was ansteht. Probleme in der Schule, zuhause, soziale Schwierigkeiten, Selbstfindung, Liebe, Sexualität. Ich kann vielleicht nicht bei allen Anliegen die weitere Begleitung, so sie nötig ist, selbst übernehmen, aber kann auf jeden Fall Anregungen dazu geben, wie und wo es weitergehen kann.» Ihr Job als SSA sei es, Lösungsmöglichkeiten – auch mal kreativer Art – für die jeweilige Problemstellung zu finden, und das auf diskrete und direkte Art und Weise. «Man kann sich Schulsozialarbeit als eine Art Triage denken – ich unterstütze die Betroffenen dabei, das Problem einzuordnen, bin Türöffnerin und auf Wunsch auch ein Stück weit Begleiterin. Entscheidungen treffen und durch die mögliche offene Türe gehen müssen die Jugendlichen dann selber.»
Diskretion hat Priorität
Ihre Tür an der KSK wird immer offen stehen, und zwar auf diskrete Art und Weise. «Ich kann Personen, die mit mir einen Termin während des Schulmorgens haben, selbst in WebUntis dispensieren. Die Tür im A20 wird mit einem Sichtschutz versehen, um die Privatsphäre zu verbessern.»
Barbara Dudli, die sich selbst als offen, lösungsorientiert und vielseitig interessiert beschreibt, hofft, dass die Reaktionen der Schülerschaft an der KSK auf das neue Angebot ähnlich positiv sind wie diejenigen aus ihrem Umfeld. «Eine der häufigsten Reaktionen war die erstaunte Frage: Was, das gibt es noch gar nicht an der Kanti? Toll, dass das kommt.»