Die 4. Klassen erlebten am 12. November eine eindrückliche Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau. Historische Analyse wurde dort durch eigene Anschauung greifbar gemacht.
Daniel Hurtado
Noch heute ruft das Wort «Dachau» unweigerlich Assoziationen mit den Gräueln des «Dritten Reichs» hervor. Was in den Jahren 1933-1945 in Deutschland geschah, steht denn auch in unmittelbarer Verbindung mit dem Konzentrationslager Dachau – dem ersten, das unter Adolf Hitlers Kanzlerschaft errichtet wurde. Das am 22. März 1933 gegründete Lager diente bis zu seiner Befreiung am 29. April 1945 als Modell für die zahlreichen weiteren Arbeits- und Vernichtungslager im vom Deutschen Reich beherrschten Gebiet. Solche Informationen über das KZ-System haben ihren festen Platz im Geschichtsunterricht, der zudem die zentrale Frage beantworten will, wie Deutschland überhaupt unter die totalitäre NSDAP-Herrschaft geraten konnte.
Neben dieser intellektuellen Beschäftigung mit Voraussetzungen, Umsetzung und Folgen der NS-Diktatur trat für alle 4. Klassen am 12. November die eigene Anschauung in den Vordergrund: Nach einem coronabedingten Ausfall 2020 konnte die traditionelle Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau wieder stattfinden. Das Programm las sich zunächst wenig attraktiv: Wie so oft war das Wetter auch heuer ungastlich, die Abfahrt in Kreuzlingen schon 6.45 Uhr und die Rückkehr erst um 19.30 Uhr. Dazwischen eine kurze Mittagspause und eine mehrstündige Begehung des ehemaligen Lagergeländes. Trotzdem waren sich die befragten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen am Ende einig: Die Auseinandersetzung mit den historischen Fakten an einem solch einmaligen Erinnerungsort ist zutiefst eindrücklich.
Ein Mahnmal für die Gesellschaft
Die Kälte während der Geländebegehung erinnerte wenigstens vage an die Qualen, welche die Häftlinge während stunden- und nächtelanger Strafappelle litten und nur allzu oft nicht überlebten. Dies alles nach Tagen voller härtester körperlicher Arbeit bei unzureichender Ernährung. Erfährt man zudem, in einer Baracke stehend, dass nach Kriegsbeginn auf solch kleinem Raum bis zu 2000 Menschen ohne nennenswerte sanitäre Anlagen zusammengepfercht wurden, während Typhus grassierte, hallt das lange nach. Verständlich, dass manche Gefangene lieber «in den Zaun gingen», also Suizid im unter Hochspannung stehenden Stacheldraht begingen, oder sich beim Versuch von den SS-Wachen erschiessen liessen.
Letztlich liegt in solchen Verbindungen aus emotionalem Erleben und intellektueller Analyse auch eine Hoffnung, die «Dachau» vermitteln kann: Aus einem Ort der Unterdrückung, der Gewalt und des Todes ist ein Gedenk- und Lernort geworden. Die Gräber für die über 40 000 im Lager Ermordeten erinnern gleichermassen daran, wozu der Mensch fähig ist und dass wir – bei allen Differenzen – gerade deswegen niemals Mitmenschen so behandeln dürfen. Damit Demokratien erhalten bleiben, braucht es unser Engagement.