Am vergangenen Freitag und Samstag zog sich das gesamte Personal der KSK ins Hotel Walhalla in St. Gallen zurück. Ziel der zweitägigen Retraite war es, die Interdisziplinarität zu fördern und das in den vergangenen Jahren stark veränderte Kollegium zusammenzuschweissen.
Corina Tobler
Es gibt sie nicht oft, diese Retraiten. Wenn die gesamte Belegschaft einer Schule sich dann doch, im Abstand einiger Jahre, geschlossen aus dem Schulumfeld zurückzieht, steht immer ein Thema auf dem Programm, das Zeit und Raum benötigt, um sinnvoll bearbeitet zu werden. Das ist an der diesjährigen Retraite in St. Gallen nicht anders – nur wusste vor Beginn des Anlasses abgesehen von der organisierenden Qualitätssicherungsgruppe (Q-Gruppe) und der Schulleitung niemand, was genau das Thema sein würde.
Produkt bleibt noch geheim
Tatsächlich, so Rektor Marcello Indino zur Eröffnung der Retraite, habe die Q-Gruppe einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt. Unter dem Titel «Inspiration durch Interdisziplinarität» stellte sie nämlich ein Programm zusammen, das nicht nur viele Freiheiten liess, sondern auch gänzlich auf Inputs von externen Experten verzichtete. Stattdessen stand während des Aufenthalts im Hotel Walhalla das gemeinsame Arbeiten im Kollegium, und zwar in möglichst bunt gemischten Gruppen, im Fokus. Das Produkt, für das Inhalte erstellt werden, soll vorerst geheim bleiben, die Q-Gruppe hofft aber, dass es der gesamten Schulgemeinschaft Freude bereiten wird.
Die Q-Gruppe zieht ein positives Fazit zur Retraite. «Es wurde mit viel Motivation und in guter Stimmung gearbeitet, und zwar in Konstellationen, die es erlaubten, andere oder auch sich selbst von ganz neuen Seiten kennenzulernen», sagt Geraldine Lamanna. Beat Trachsler verweist als eins von vielen Beispielen auf die unverhoffte Zusammenarbeit zweier Lehrpersonen aus den Fächern Wirtschaft/Recht und Biologie/Chemie, die gemeinsame Interessen entdeckt hätten.
Basis für Kooperation schaffen
Die Idee für diese Retraite hatte die Q-Gruppe um Lamanna, Trachsler sowie Sandra Belau und Monica Marotta bereits im Herbst 2021. «Einerseits gab es in den vergangenen Jahren viele personelle Veränderungen, so dass es wichtig ist, dass wir einander besser kennenlernen. Andererseits wollten wir die Distanz zwischeneinander, die durch die Pandemie entstand, wieder verringern», erklärt Geraldine Lamanna. «Wir wollen mit der Retraite eine gute Basis für künftige Zusammenarbeit bei interdisziplinären Projekten, etwa Sonderwochen oder Tandems legen. Daher wählten wir bewusst einen Termin Anfang Schuljahr und interdisziplinäre Aufträge für die Gruppen aus, denn um so zusammenarbeiten zu können, muss man wissen, wer was kann und wer allenfalls versteckte Talente hat», ist sich die Gruppe einig.
Alle vier sind sehr froh, nicht nur darüber, dass die Schulleitung ihre unkonventionelle Idee für eine Retraite ohne Bekanntgabe des Themas im Vorfeld und ohne Experten von aussen unterstützte, sondern auch, dass sich das Kollegium so offen darauf einliess. «Wir wollten für alle die gleichen Voraussetzungen, damit nicht die sonst bekannten Dynamiken entstehen konnten, dass zum Beispiel die Frühplaner die Projekte vorgeben können. Alle sollten ohne Erwartungen und mit Spontaneität in die Aufgabe reingehen, damit ein gemeinsamer Prozess entstehen konnte», resümiert Sandra Belau.
Ungewohnte Aufgaben gemeistert
Für dieses freie Denken und das Rahmenprogramm, das ebenfalls im Zeichen der Teambildung stand, sei der Schritt weg von der Schule zwingend gewesen, ergänzt Monica Marotta. «Es entstehen so ganz andere Gespräche als an der Schule.» Das bewies etwa der Freitagabend, als das Kollegium während eines Koch- und Cocktailkurses im Restaurant «Werkstatt» am St. Galler Markplatz unter sehr ungewohnten Bedingungen zusammenarbeitete und sich austauschen konnte. Die Foxtrails und die Outdoor-Escape-Spiele, die am Samstag den Nachmittag abschlossen, stellten nicht nur inhaltlich, sondern auch aufgrund des strömenden Regens eine Herausforderung dar, die den Teams einiges abverlangte.
Die Q-Gruppe zeigt sich trotz der Witterung mit der Retraite sehr zufrieden und von ihrer Wichtigkeit überzeugt. «Wer sich mag und kennt, arbeitet besser zusammen. Es ging auch immer wieder um die Identifikation mit der KSK. Wir haben zudem implizit alle voneinander gelernt, ob methodisch, technisch oder in Bezug auf Blickwinkel, unter denen wir Probleme angehen», fasst Geraldine Lamanna zusammen.