Es ist Sonderwochenzeit! In den beiden letzten Wochen vor den Pfingstferien besuchen die vier Jahrgänge der KSK keinen regulären Unterricht, sondern sie beschäftigen sich im Rahmen der Sonderwochen mit ganz unterschiedlichen Programmen. Für die dritten Klassen steht dieses Jahr mit der Sonderwoche «Politik und Gesellschaft» eine Premiere an.
Michael Volkart
Vor rund zwei Jahren, im Frühjahr 2022, beschäftigte sich der Konvent der KSK über mehrere Sitzungen hinweg mit dem neuen Sonderwochenkonzept, das eine Arbeitsgruppe geschaffen hatte und das – nach vielen Diskussionen – im Juni 2022 angenommen wurde. Ab dem Schuljahr 2022/23 wurden die neuen Sonderwochen dann schrittweise eingeführt. Eine Einführung von einem auf den anderen Tag war organisatorisch undenkbar, da im neuen Konzept viele der bestehenden Sonderwochen und -tage weiterhin enthalten bleiben, ihr Zeitpunkt innerhalb der vier Schuljahre jedoch verschoben wurde. Die Sonderwoche «Politik und Gesellschaft» beispielsweise, die gegenwärtig von den 25M-Klassen besucht wird, ersetzte den bisherigen Politiktag, an dem sich früher alle vier Jahrgänge der KSK gleichzeitig mit politischen Fragen beschäftigten. Für die dritten Klassen führt dies einmalig zu der Situation, dass sie bereits einen Politiktag miterlebt haben und nun noch eine ganze Sonderwoche zum Thema besuchen.
Politik verstehen
Der erste Teil der Sonderwoche stand unter dem Motto «Politik verstehen». Die Schülerinnen und Schüler besuchten dazu drei Module, in denen sie ihren persönlichen Bezug zur Politik untersuchten, die Schweizer Parteienlandschaft genauer kennenlernten und sich eine Meinung zu den bevorstehenden Abstimmungen vom 9. Juni 2024 bilden konnten. Es entstanden dabei auch die aktuell im Schulhaus zu sehenden Wimpel mit aufgedruckten QR-Codes, die zu Audioaufnahmen der Schülerinnen und Schüler führen, in denen sie ihr eigenes Verständnis oder ihren Wunsch an die Politik zum Ausdruck bringen.
Politik erleben
Für den weiteren Verlauf der Woche gab Bern den Takt vor: an drei Tagen besuchte je eine Gruppe die Bundesstadt, wo die Schülerinnen und Schüler selbstständig mit einem Actionbound die Stadt erkundeten und danach noch eine Führung im Bundeshaus besuchten. Unter der Statue der «drei Eidgenossen» in der Kuppelhalle wurde die Geschichte der Schweiz – von den Ursprüngen im ausgehenden 13. Jahrhundert bis zu Fragen der jüngeren Geschichte wie dem Frauenstimmrecht oder dem Status des Kantons Jura – in unterhaltsamer Weise zusammengefasst.
Die Geschichte der Schweiz ist eine Geschichte von Gegensätzen, was sich ikonografisch in der Kuppelhalle erkennen liess. Während die «drei Eidgenossen» – Walter Fürst von Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold von Melchtal von Unterwalden – die mythologische Vorgeschichte der Schweiz repräsentieren, stehen die etwas weniger prominenten Figuren der «vier Landsknechte» für ein moderneres Verständnis der Schweiz als viersprachiges Land. Ein weiterer Gegensatz – Zentralismus und Föderalismus – lässt sich in den beiden Kammern des Schweizer Parlaments erkennen, die die Schülerinnen und Schüler besuchen und wo sie auf den Sitzen der Parlamentarierinnen und Parlamentarier Platz nehmen durften. Speziell die Hintergrundinformationen zum Parlamentsalltag, über die bei der Führung berichtet wurde, waren besonders erhellend. Während im Ständerat meist eine konstruktive Diskussionskultur herrscht, so sind die parteipolitischen Differenzen im Nationalrat viel stärker zu spüren. Wenn aus Gegensätzen heraus eine Einheit gebildet werden soll, dann braucht es dazu wohl beides. Sinnbildlich zeigt sich dies auch im Leitspruch, der prominent am obersten Punkt der Kuppelhalle zu lesen ist: «Unus pro omnibus, omnes pro uno», zu Deutsch: «Einer für alle, alle für einen.»
Politik gestalten
An den verbleibenden Wochentagen stand dann die Vorbereitung und Durchführung einer Jahrgangssession auf dem Plan. Sechs Gruppen erarbeiteten dazu vorgängig Lösungsvorschläge für schulische Fragen zu Themen wie der Maturaarbeit, dem Absenzenwesen oder dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
Am Freitag wurden die von den Gruppen erarbeiteten Vorschläge vom ganzen 25M-Jahrgang in der Aula diskutiert und zur Abstimmung gebracht. Nach Abschluss der Session wurden die Entscheide der Schülerinnen und Schüler der Schulleitung zur weiteren Behandlung übergeben.