Die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Kreuzlingen nehmen im Herbstsemster 2024/25 an den Mittelschulmeisterschaften im Poetry Slam teil. In einer Kick-Off-Veranstaltung am 13.08.2024 liefern Jan Rutishauser und Piera Cadruvi – umrahmt von eigenen Texten – die nötigen Informationen für die Teilnahme.
Carina Lukosch
Seinen Ursprung hat der Poetry Slam in den USA. Dort fühlte sich Marc Kelly Smith, ein Bauarbeiter aus Chicago, von herkömmlichen Lesungen gelangweilt und hat sich überlegt, Text zu performen. Er hat Erfolg: 1995 kommt der Poetry Slam nach Berlin und 1999 schwappt er nach St. Gallen. Mittlerweile sind diese Performances von zahlreichen Bühnen nicht mehr wegzudenken und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Kein Wunder, denn in der Regel gibt es für das Publikum etwas zu lachen.
Jan Rutishauser und Piera Cadruvi sprechen über ihre Anfänge. «Bei meinem ersten Auftritt, hat das Publikum gleich gelacht», berichtet Rutishauser und fügt grinsend an «die folgenden zehn Auftritte dann allerdings nicht mehr.» Die Stücke für die Bühne unterliegen keinen strengen Regeln. Wichtig ist, dass die Texte der eigenen Feder entstammen, nicht mehr als 49% der Darbietung gesungen sind und ein Zeitfenster von sechs Minuten nicht überschritten wird. Das habe sowohl Vorteile für die Künstlerinnen und Künstler als auch für das Publikum, so Rutishauser, denn sechs Minuten auf der Bühne seien weniger adrenalinlastig als sieben und sollte ein Text langweilig sein, wissen die Zuschauerinnen und Zuschauer, dass sie den Text nach spätestens sechs Minuten überstanden haben. Oberste Priorität habe der Spass. «Verkleidet euch nicht», rät Cadruvi. «Zieht das an, worin ihr euch wohlfühlt und habt Spass auf der Bühne!», muntert die barfüssige Künstlerin die Schülerinnen und Schüler auf, als sie von ihren ersten, sehr steifen Auftritten berichtet.
Wie ein Text vorgetragen wird, trägt massgeblich dazu bei, wie er beim Publikum ankommt. Das Spiel mit der Stimme, mit Pausen, Lautstärke, Mimik, Gestik, all das hat grossen Einfluss auf die Wirkung eines Text-Vortrags. Bewertet werden die Darbietungen vom Publikum, wobei die beste und die schlechteste Wertung rausgestrichen werden, um ein objektiveres Bild zu erhalten. Rutishauser und Cadruvi geben zahlreiche Informationen zu den Meisterschaften und untermauern diese immer wieder mit eigenen Texten. Während der Slammer aus Güttingen mit einem Gedicht über Altnau einsteigt, liest Cadruvi eine Geschichte vor, deren Ausgangspunkt eine Äusserung war, die ihre Frisur betrifft. Themen gibt es also wie Sand am Meer, wobei Texte über Meeresbewohner wohl nicht so gut ankämen, meint der Thurgauer, und stellt dar, wie eine Performance über sein Lieblingstier, den Seehund, so gar nicht beim Publikum ankam. Er habe daraus gelernt.
Die KSKlerinnen und KSKler lauschen den beiden Künstlern und sind begeistert davon, wie unterhaltsam die dargebotenen Worte sind. Ein wenig eingeschüchtert wirken sie, als sie erfahren, dass auch sie zu Slammerinnen und Slammern werden sollen. Nach der Kick-off-Veranstaltung am 13.08. beginnen die weiteren Vorbereitungen im Deutschunterricht der 2. bis 4. Klassen. Am Anfang steht die Aufgabe, die Angst vor dem weissen Blatt zu überwinden zwei selbst geschriebene Texte zu erarbeiten. Für die Auftrittswilligen bietet Piera Cadruvi am Dienstag, dem 12.11., ab 13.30 Uhr einen Performance Workshop an. Zehn Tage später, am Freitag, dem 22.11., findet dann ab 15.20 Uhr eine schulinterne Vorausscheidung statt, in der die Finalistinnen und Finalisten der KSK gekürt werden. Die Gewinnerinnen und Gewinner dürfen in der Folgewoche, am Donnerstag, dem 28.11. ab 19 Uhr im Finale der Mittelschulmeisterschaften antreten – ganz schön aufregend.