Mit dem Thema Stress und psychische Belastung im Unterricht setzen sich die Lehrpersonen der KSK diesen Freitag am ersten von zwei Weiterbildungstagen auseinander. Dabei wird das Thema auch aus Sicht der Schülerschaft beleuchtet, wie Rektor Marcello Indino im Interview sagt.
Raoul Bigler
Beginnen wir etwas provokativ: Wozu soll dieser Freitag gut sein? Würden die Lehrpersonen nicht gescheiter die Zeit nutzen und unterrichten, wie es ihr Job ist?
Natürlich sollte grundsätzlich jeder Moment genutzt werden. Aber letztlich soll es auch effektiv sein. Im Fussball wird der Ball auch nicht immer nur vorwärts gespielt. Manchmal ist es besser, nach hinten zu passen. In diesem Sinne ist der Weiterbildungstag vielleicht ein Pass zurück, um dann effektiv nach vorne arbeiten zu können.
Und was passiert mit den Schülerinnen und Schülern an diesem Tag? Haben sie einfach frei?
Nein, frei haben sie nicht. Was wir in der Coronazeit sicherlich lernten, ist, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus selbständig arbeiten. Das ist auch eine Vorbereitung auf die Hochschule, wo genau diese Kompetenz sehr wichtig sein wird. Die Lehrpersonen wiederum wussten schon länger von diesem Tag und konnten ihren Unterricht entsprechend mit Aufträgen vorbereiten. Und ja, vielleicht hat der eine oder die andere mehr Freizeit und Erholung als an einem gewöhnlichen Freitag. Dafür haben dann alle wieder mehr Energie am Montag.
Das passt gerade gut zum Thema dieser Weiterbildungstage, an denen sich die Lehrpersonen mit Belastungssituationen und Stress auseinandersetzen werden.
Ja, aufgrund der regelmässigen schweizweiten Umfragen von Maturanden, aber auch aufgrund von Gesprächen und Erfahrungen aus dem Unterricht wissen wir, dass die Schülerinnen und Schüler grosser Belastung ausgesetzt sind. Und wenn wir als Lehrpersonen anderen Stress produzieren, wirkt sich das auch auf uns als Belastung aus. Die Frage ist also, wie komme ich zum Ziel, ohne noch mehr Stress zu produzieren. Eine Prüfung zum Beispiel bedeutet Stress auf beiden Seiten der Theke. Deshalb wollen wir die Thematik Stress und psychische Belastung im Unterricht auch ganzheitlich angehen – also aus Sicht der Lehrpersonen und auch aus Sicht der Schülerschaft. Für letztere haben wir ehemalige Schülerinnen und Schüler an den Weiterbildungstag eingeladen, die uns erzählen werden, wie sie ihre Zeit an der KSK erlebten.
Dass Ehemalige ihre entsprechenden Erfahrungen an der KSK schildern, wird also ein Bestandteil des Programms sein. Wie muss man sich diesen Tag weiter vorstellen?
Ein solcher Tag hat mehrere Ebenen. Da ist einerseits die direkt themabezogene Ebene. Um verschiedenste Bedürfnisse zu treffen, wird es verschiedene Workshops zum Thema Stress und psychische Belastung in Unterrichtssituationen geben. Eine weitere Ebene – die persönliche – ist jedoch genauso wichtig. Ein solcher Tag soll auch teambildend sein. Den Unterricht bestreitet man als Lehrperson meistens allein. Deswegen ist es an diesem Tag so wichtig, sich austauschen zu können und Zeit für persönliche Gespräche zu haben. Auch dafür haben wir Zeit eingeplant.
Was ist das Ziel für diesen Tag im Februar und im Juli?
Ich erwarte nicht, dass morgen alles besser wird. Es geht um eine Bewusstseinsmachung. Wir werden also nicht nur konkrete Tools erlernen, die dann alle anwenden müssen. Es geht um Reflexionsarbeit. In diesem Sinn gibt es kein kurzfristig messbares Ziel. Es ist klar, dass die KSK nie komplett stressfrei sein wird, das ist auch nicht der Auftrag der Bildung. Aber wir haben viel erreicht, wenn wir es längerfristig schaffen, das Mindset der Schülerschaft so zu verändern, dass sie sich sagen, es gibt Belastungssituationen an der Schule, aber ich kann damit umgehen. Und vielleicht – das hoffe ich wenigstens – werden wir als KSK dereinst in den Umfragen der Maturanden bessere Werte erhalten. Und das wäre dann als Ziel messbar.