Grosse Bühne für die Maturaarbeiten

Grosse Bühne für die Maturaarbeiten

Am Samstag präsentierten die vierten Klassen der Kantonsschule Kreuzlingen ihre Maturaarbeiten der Öffentlichkeit. Das Publikum bekam ein äusserst vielfältiges Spektrum an Themen geboten. Ein Einblick in einen inspirierenden Vormittag.

Die Präsentation der Arbeiten zog ein grosses Publikum an. (Julia Heier)

Corina Tobler

Es ist das grösste Projekt, das die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Kreuzlingen in ihren vier Jahren hier absolvieren. Seit November des Vorjahres begleitet ihre Maturaarbeit die diesjährigen Abschlussklassen. Mit der Präsentation, die mit über die Note für die Arbeit entscheidet, schliessen die Jugendlichen den Prozess dieser Vorbereitungsarbeit auf die Universität ab. Die Nervosität war bereits am Freitag spürbar. Statt so schnell wie möglich nach Hause zu gehen, blieben viele an der Schule, warteten bis das Präsentationszimmer frei wurde und übten für ihren grossen Auftritt. «Hoffentlich funktioniert die Technik. Und hoffentlich habe ich genügend Zeit, meine Kleider der Schaufensterpuppe anzuziehen, bevor der Vortrag beginnt», hoffte Alessia Schaad aus der 4Mb, die sich mit Fast Fashion und selbstgenähter Mode auseinandergesetzt hatte.

Grosses Interesse bei Leonie Lüders (4Ma) mit Thema physische Gewalt. (Julia Heier)

Riesige Themenvielfalt

Letztlich klappte am Samstagmorgen alles; sogar das Wetter machte mit und ermöglichte den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einen trockenen Wechsel zwischen den Gebäuden. Die Präsentierenden trafen ein dankbares Publikum an, das ob der riesigen Auswahl an Themen gar nicht recht wusste, welche fünf Präsentationen in den ebenso vielen Zeitfenstern wohl die spannendsten sein würden.

Nur ein Beispiel: Wer um 9 Uhr einen ersten Vortrag hören wollte, konnte sich über biologische Themen wie den Einfluss von Ginkgo auf die Konzentration von Jugendlichen oder Prozesse in der Bauchspeicheldrüse von Schweinen oder kognitive Evolution und Fortpflanzungserfolg informieren. Gleichzeitig gab es diverse Präsentationen im geisteswissenschaftlichen Bereich, etwa zu Sprichwörtern in der heutigen Sprache, physischer Gewalt in der Kindheit oder Kinderrechten in der Schweiz. Auch Kunst und Musik, etwa mit einem Vortrag zu Mode und Folklore oder der Präsentation eigener Trap-Songs, standen auf dem Programm, genauso wie eine Analyse des politischen Einflusses von Spitzensportlerinnen.

Clara Eigenberger (4Mb) präsentiert eine historisch-politische Arbeit. (Julia Heier)

Im Zimmer C23 präsentierte Max Banaszak (4Mz) sein Modell eines fahrerlosen Transportfahrzeuges wie es in der modernen Logistik immer wichtiger wird. «Die Herausforderungen waren gross, sowohl beim 3D-Druck des Gehäuses als auch beim Programmieren der Motoren, die unter bestimmten Bedingungen anders oder nicht laufen sollen», resümiert er nach der Präsentation, erleichtert darüber, den grossen Auftritt gut überstanden zu haben.

Überzeugende Darbietungen

Je länger der Morgen dauerte, desto mehr stolze und erleichterte Gesichter waren zu beobachten. Die Darbietungen überzeugten das Publikum auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Melina Florian (4Mc) bot etwa eine berührende sängerische Leistung zum Thema Angst- und Panikstörungen im Zimmer B38, während Felizia Nägeli (4Ma) mit ihrem selbst arrangierten ABBA-Medley im C04 gute Laune verbreitete. Jannis Mosberger (4Mz) analysierte Russlands geopolitische Motivationen für die Invasion der Ukraine überzeugend, Samira Eugster (4Ma) fasste ihre äusserst detaillierte Analyse der Viertagewoche als Arbeitskonzept der Zukunft in ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Präsentation zusammen. Kilian Betschen und Mauro Etzensperger nahmen ihr Publikum auf eine interaktive Experiment-Reise mit, die sich mit Phänomenen rund um Wasser beschäftigte. Der Clou daran: Die beiden konnten den Mpemba-Effekt, also das schnellere Gefrieren von heissem Wasser im Vergleich mit kaltem Wasser, nicht nur nachweisen, sondern möglicherweise sogar erklären. «Das wurde bisher noch nie gemacht. Wir bräuchten mehr Stichproben für eine Bestätigung unserer Vermutungen, aber wir haben eine Begründung für das Phänomen gefunden», berichteten sie.

Fachsimpeln nach der Präsentation von Mauro (2. v.l.) und Kilian (r.). (Corina Tobler)

Einige Schüler im Publikum waren so interessiert, dass nachher sogar noch weiter fachgesimpelt wurde. Dies zeigt klar: Der Präsentationsmorgen der Maturaarbeiten ist weit mehr als eine Pflicht zum Abschluss der Arbeit. Er ist eine Bereicherung, besonders für das Publikum, das sich mit neuen Erkenntnissen, Denkanstössen und vielleicht sogar neuen Interessen ins Wochenende verabschiedete.

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