Der Besuchstag, der wiederum auf grosses Publikumsinteresse stiess, bot einen festlichen Rahmen für die Vernissage zum neuen pädagogischen Leitbild der Kantonsschule Kreuzlingen. Anstelle eines «Papiertigers» entstand während eines zweijährigen Prozesses ein Leitbild, das auf dem Schulgelände nicht nur im täglichen Leben spürbar, sondern auch in künstlerischer Umsetzung sichtbar sein soll.

Corina Tobler
Die Freude ist bei Rektor Marcello Indino spürbar, als er in der übervollen Aula einleitende Worte zum neuen Leitbild der KSK spricht. Er fokussiert auf das Bild eines Schnellzugs, mit dem das, was an der Schule geschehe, so einiges gemeinsam habe. «Ihre Kinder steigen mit dem Eintritt in die Schule in diesen Zug ein, der sie in Richtung Zukunft bringt. Auf diesem Weg wollen wir ihnen möglichst viel mitgeben, um sie optimal auf ihren späteren Weg vorzubereiten», so Indino. Sinnbildlich beschreibt er eine Reise mit diversen Umstiegsmöglichkeiten, an denen Entscheide für das nächste Wegstück getroffen werden. Das Gepäck, das die KSK ihrer Schülerschaft auf diese Reise mitgeben möchte, schliesse natürlich fachliche Inhalte und überfachliche Kompetenzen, etwa das kritische Denken, ein.

Fünf Begriffspaare, fünf Stationen
Aber: Schule machen heisst auch Werte leben und vermitteln. «Während heutzutage vieles sehr schnelllebig ist, gibt es auch Konzepte, die sehr viel älter sind und für uns weiterhin zentral sind. Respekt, Wertschätzung, Offenheit», zählt Indino nur einige auf. Genau auf diese zentralen Werte, die später das gesellschaftsrelevante Handeln der Jugendlichen prägen werden, zielt das neue pädagogische Leitbild der KSK ab. Auch dieses orientiert sich stark an der Idee der Reise.

Fünf Begriffspaare, die Obertitel für zentrale Inhalte darstellen, bilden die jeweiligen Endstationen einer der fünf Linien, entlang derer man sich bewegen kann. Die Haltestellen dazwischen, inklusive Umsteigemöglichkeiten, zeigen wichtige Aspekte und Verbindungen zwischen den fünf Hauptlinien. Jede der fünf Linien findet sich irgendwo auf dem Schulgelände in künstlerischer Form wieder. Ein Überblick:
- Future Skills und transversale Kompetenzen: Hierzu trifft man im Foyer des C-Gebäudes zwei Astronauten an, die miteinander kommunizieren und so sichtbar machen, welche Fähigkeiten für die Zukunft entscheidend sind und an der KSK vermittelt werden sollen.
- Respekt und Wertschätzung: Von A wie «achtsam» bis Z wie «zusammen» regt ein Gedicht, das auf den Stufen der Treppe im A-Gebäude zu lesen ist, zum Nachdenken über und Erleben von Respekt und Wertschätzung an.
- Offenheit und Neugierde: Das «Glücksrad» zum Thema Offenheit und Neugierde wartet im B-Gebäude neben dem Kopiergerät darauf, gedreht zu werden. Die resultierende Zahl führt zu periodisch wechselnden, kurzen Anregungen zur Selbstreflexion über diese Werte.
- Partizipation und Verwirklichung: An der Station «Hit the Buzzer!» im Foyer A-B steht aktives Teilhaben am Schulgeschehen im Zentrum. Die immer wechselnden Fragen und die per Buzzer gewählten Antworten bieten Impulse, über den eigenen Beitrag zum Schulleben nachzudenken.
- Begleitung und Zusammenhalt: Beide dieser Begriffe prägen den Alltag an der KSK. Vorher-Nachher-Bilder mit Slider fangen die Atmosphäre an der Schule ein, dazu sind überall im Schulhaus OR-Codes zu Begleitangeboten für die Schülerschaft zu finden.
Mit Albert Einsteins Zitat «Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig» leitet Marcello Indino über zum eigentlichen Höhepunkt der Vernissage: einer Schnitzeljagd, die gleichzeitig zur Entdeckungsreise der Stationen des neuen Leitbilds wird. Herausfordernd sei sie, di Suche nach Symbolen und Zahlen an den Stationen, sind sich alle einig. «Komm, Mami, wir müssen nochmals zur grünen Station. Ich glaub, ich weiss, wo ich schauen muss», ruft ein Junge aufgeregt und zerrt seine Mutter mit («Wir waren doch grad dort, bist du sicher?»), die sich schulterzuckend in Bewegung setzt. Ob die beiden alle richtigen Antworten gefunden haben und den Wettbewerb gewinnen, finden sie am siebten September auf dem Instagram-Account der Schule und hier auf dem KSK-Blog heraus.

Bereits an diesem Samstag spricht Marcello Indino abschliessend Dankesworte aus. Einerseits an die gesamte Schulgemeinschaft, die während der vergangenen zwei Jahre an der Erarbeitung des Leitbilds auf vielfältige Weise beteiligt war. Andererseits besonders an Prorektorin Julia Heier, die vor vier Jahren bei ihrem Wechsel an die Kanti Kreuzlingen noch gefunden habe, die KSK sei ihrer Meinung nach die zweitbeste Kanti der Schweiz. Auf die Frage, was fehle, habe sie geantwortet: «ein pädagogisches Leitbild, das unsere Werte und Ziele zusammenhält». Seither habe das Projekt Leitbild unter Heiers Führung die heutige Form angenommen. «Herzlichen Dank, dass wir nun dank dir die beste Schule der Schweiz sind», schliesst Indino mit einem schelmischen Lachen auf dem Gesicht.
