Die KSK macht Europapolitik in Biel

Die KSK macht Europapolitik in Biel

Gleich zwei Delegationen durften vom 3. bis 7. September die Kantonsschule Kreuzlingen an der National Selection Conference des European Youth Parliament (EYP) in Biel vertreten. Während fünf Tagen intensiver politischer Arbeit und Debatte entstanden zukunftsträchtige Resolutionen, aber auch viele neue Freundschaften.

Corina Tobler

Seit 25 Jahren ermöglicht das EYP Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus ganz Europa, in mehrtägigen Sessions nach dem Vorbild des EU-Parlaments Europapolitik zu machen – in englischer Sprache. Für die diesjährige National Selection Conference (NSC) qualifizierten sich die Delegationen KSK 1 um Kilian Betschen, Sevrin Brüllmann und Rudolf Ernst (Klasse 2Mz) und KSK 2, bestehend aus Alessia Brütsch und Salome Holenstein (3Mc).

Salome, Alessia, Kilian, Rudolf und Sevrin vor dem Check-In in Biel. (Bilder: Corina Tobler)

Die NSC stand unter dem Motto «Shaping Tomorrow Through Today’s Initiatives». Die Schülerinnen und Schüler widmeten sich in ihren Komitees zwei Tage lang intensiv Themen, wie den Auswirkungen der von Covid-19 beschleunigten Digitalisierung in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft, der Frage nach einer fairen Unternehmensbesteuerung, der Obdachlosenproblematik oder Vorgaben zur Abholzung und Aufforstung. Dabei galt es, die komplexen Fragen in rund zehnköpfigen Ausschüssen (Committees), deren Mitglieder von diversen Schweizer Gymnasien sowie aus dem Ausland stammen, unter Leitung von Vorsitzenden (Chairs) intensiv zu debattieren und zu Resolutionen zu kommen, die im General Assembly diskutiert und verabschiedet werden könnten.

Der Funke springt schon an Tag 1 über

Den Auftakt macht am Freitag die Eröffnungsfeier, an der Christian Leumann, Rektor der Universität Bern, in seiner Ansprache betont, wie wichtig es sei, dass sich junge Menschen politisch engagieren. Kooperation sei dabei zentral, gerade auch in den Fragen, die das gekündigte Rahmenabkommen in Bezug auf die Beziehungen zur EU aufgeworfen habe. «Barrieren müssen abgebaut werden, um etwa in der Wissenschaft die Zusammenarbeit weiterhin zu ermöglichen.» Dem pflichtet Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung an der ETH, mit Nachdruck bei und illustriert, welche Wirkung innovative Projekte von Studierenden erzielen können.

Die Delegierten werden an der Eröffnungsfeier im Farelhaus Biel vom Präsidium der Session begrüsst.

Als letzte Tipps, bevor die Session mit dem Teambuilding-Nachmittag eröffnet wird, gibt Miriam Aitken, Präsidentin von EYP Switzerland, den Delegierten mit auf den Weg, offen für Unberechenbares zu sein, im Team zu arbeiten – «das macht alles besser» – und Dinge auszuprobieren: «Wer nichts versucht, erreicht auch nichts.» Diese Grundprinzipien sind in den folgenden Tagen überall spürbar. Bereits am ersten gemeinsamen Abendessen, einem von den Delegationen mitgebrachten Spezialitäten-Buffet aus 23 europäischen Nationen, finden angeregte Gespräche statt.

Rauchende Köpfe hinter verschlossenen Türen

Diese wandeln sich am Samstag und Sonntag in stundenlanger Committee-Arbeit am Berufsbildungszentrum Biel zu teils hitzigen Debatten mit hohem inhaltlichem Anspruch. «I am brain-dead but I feel so smart», sagt Sevrin Brüllmann (2Mz), am Ende des ersten Committee-Tages, an dem er sich mit den Details der Unternehmensbesteuerung im europäischen Raum auseinandergesetzt hat. Ziel des Tages ist es, für die im General Assembly zu diskutierende Resolution seines Komitees die sogenannten Introductory Clauses, also die einführende Hälfte des Texts, zu verfassen. Dieses Ziel hat auch Alessia Brütsch (3Mc) mit ihrem Committee erreicht, das sich mit Abholzung und Waldgesetzgebung beschäftigt. Am zweiten Tag nach einem Austausch mit einem Experten am Vorabend folgt die Ausformulierung der Operative Clauses, also der Massnahmen, die das Committee dem Parlament zur Verabschiedung vorschlägt.

Grosser Auftritt im Kongresszentrum

Am Montag und Dienstag geht es dann im Kongresszentrum Biel so richtig zur Sache. Das General Assembly beginnt. Alessia Brütsch fiebert dem Start entgegen, denn die Resolution ihres Committees ist die erste der Versammlung und sie hält die eröffnende Defence Speech. «Ich war aufgeregt, aber freute mich auch darauf, vor allen Delegierten auftreten zu dürften. Zum Glück ging alles gut. Jetzt macht es einfach nur noch Spass, die anderen Resolutionen zu debattieren, der Druck ist weg», meint sie danach. Eine ähnliche Erfahrung macht Salome Holenstein, die bei der Verteidigung ihrer Resolution zur Verringerung des Digital Divide spontan auf Kritik und Fragen anderer Committees antworten muss. «Am Morgen war ich so aufgeregt! Ich bin auch nicht ganz zufrieden mit meinen Antworten. Man muss sehr schnell reagieren, darf sich nicht laut besprechen und sollte kompetent Auskunft geben. Jetzt melde ich mich aber auch freiwillig und habe grossen Spass an der Arbeit», fasst sie ihren Tag zusammen.

Später am Tag haben auch die Delegierten der 2Mz ihre Feuertaufe im Kongresszentrum. Alle drei stellen sich der Herausforderung, spontan auf Kritik anderer Komitees zu reagieren oder diese zu äussern, teilweise sogar in Reden am Podium. «Es war ziemlich spontan, aber ich bin froh, dass ich es gewagt habe», sagt Kilian Betschen, nachdem er in seiner Rede die Position eines anderen Committees überzeugend unterstützt hat. Zur grossen Erleichterung aller KSK-Delegierten nimmt die Versammlung alle Resolutionen, an denen sie beteiligt waren, an. Ob ihr persönliches Engagement dazu führt, dass sie eine Einladung an eine internationale Session von EYP erhalten, erfahren sie demnächst.

Jazz Hands und jede Menge Spass

Während sie zwar alle gerne weitermachen würden, steht für sie an der Session in Biel vor allem eines im Vordergrund: Spass haben. «Wenn ich zurückdenke, hat es ganz einfach nur Spass gemacht», sagt Rudolf Ernst (2Mz), der sich am letzten Tag im General Assembly immer wieder mit kritischen Punkten zum Thema Daten und Digitalisierung Aufmerksamkeit verschafft. Diese werden, wie alle spontanen Statements in der Versammlung, mit Jazz Hands statt Applaus enthusiastisch befürwortet – ein weiteres Zeichen für den Stellenwert von Teamgeist und Spass am EYP. Dieser kommt übrigens in der letzten Nacht in Biel keineswegs zu kurz. An der Gala im 1920er-Motto zum 25-jährigen Bestehen des EYP legen sich alle bei Outfitwahl, Karaoke und Konzert ebenso ins Zeug wie in den politischen Diskussionen. Die KSK-Delegationen sind sich einig: «EYP ist super, wir wollen weiter mit dieser Organisation arbeiten!»

Salome, Alessia, Kilian, Sevrin und Rudolf (v. l.) haben sich für die Gala in Schale geworfen.

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