Eine Gute-Nacht-Geschichte

Eine Gute-Nacht-Geschichte

Klar, wir wissen ja alle, dass die Erde eine Kugel ist und um die Sonne kreist. Oder zweifeln Sie daran? Aber wenn man am Abend am Strand liegt und die Sonne untergeht, hat man doch eher ein anderes Erlebnis: Man ist in Ruhe – der Mittelpunkt der Welt – und sieht die Sonne am geraden Horizont im Wasser versinken!

Ist die Erde da noch eine Kugel, die mit rund 30 km/s um die Sonne rast? Das müsste sich doch irgendwie anders anfühlen! Kein Wunder also, dass die Vorstellung einer flachen Erde lebendig ist. Was könnte man dem auch im Anblick eines Sonnenuntergangs entgegnen?

Setzt sich dieser Gedanke erst einmal fest, wird es immer schwieriger, Argumente dagegen zu finden: Vielleicht denken Sie als Beweis an die Bilder der Erde vom Mond aus? Darauf entgegnet ein Zweifler schnell, dass auf solchen Bildern immer die Sterne fehlen!

Also doch die Erde als Scheibe? Eine Scheibe, die sich mit 9.8 m/s2 beschleunigt bewegt. Dann benötigen wir nicht einmal mehr die Gravitationskraft, sondern sitzen wie in einem immer schneller werdenden Fahrstuhl – Sonne und Mond über unseren Köpfen kreisend – in Richtung Ewigkeit rasend. Und damit das Wasser nicht über den «Tellerrand» schwappt, befindet sich rundherum ein riesiger Eiswall: die Antarktis.

Gerne führen Anhänger dieser Flat Earth-Theorie das sogenannte Bishop-Experiment an. Dabei werden Bilder von Seen und Buchten gezeigt, auf denen entgegen der Vorhersage der Kugelwelt-Theorie, am gegenüberliegenden Ufer auch Bereiche direkt am Wasser zu sehen sind. Wie kann man da noch glauben, auf einer Kugeloberfläche zu sein? Aber eine Erde wie ein flacher Teller scheint mir auch etwas altbacken und irgendwie passen die Fotos auch nicht so recht in dieses Bild. Rübersehen geht doch erst in einer Schale von Rand zu Rand!

Es kann nur eine Antwort geben: Wir leben in einer Hohlkugel, auch Innenweltkosmos genannt! Dabei befindet sich das gesamte Universum im Innern einer Kugel. Der Mond kreist in rund dreitausend Kilometern über der Oberfläche, die Sonne leuchtet gut doppelt so hoch. Dann kommen noch alle Sterne und Nebel. In dieser Theorie nimmt die Erde eine ganz besondere Stellung ein – allerdings nicht als Mittelpunkt der Welt, sondern als ihr Rand.

Natürlich müssen in so einem Kosmos andere Gesetze gelten, denn offensichtlich sehen wir Neuseeland nicht über unseren Köpfen, wo es sich nach dieser Theorie etwa befinden müsste. Deshalb breitet sich Licht nicht geradlinig aus, sondern in Kreisbögen. Und nach den Sternen lässt sich auch nicht so leicht greifen, denn die Längen verkürzen sich, je näher man dem Mittelpunkt der Welt kommt.

Innenweltkosmos: Der gelbe Kreis symbolisiert die Sonne und die gelben Ringe bezeichnen den Verlauf der Sonnenstrahlen. Auch das gestreute Licht von Gegenständen kommt auf Kreisbögen zu unserem Auge.

Ist das nicht eine kuschelige Vorstellung: Die Welt wie in einer «Nussschale» geborgen und nicht die Erde als kleines Kügelchen in einem unendlich grossen Raum, in dem bei jeder Vorstellung am Ende doch nur kalte Leere bleibt?

Rein mathematisch steht die Theorie des Innenweltkosmos mit keiner klassischen physikalischen Theorie im Widerspruch, da jedes Koordinatensystem entsprechend umgerechnet werden kann.

Letztlich knackt Emmy Noether mit dem nach ihr benannten Theorem die gedankliche Nussschale, in die wir geraten sind: Lassen wir in diesem Kosmos einen Gegenstand fliegen, so muss er auch ohne äusseren Einfluss ständig seine Geschwindigkeit ändern, was gegen die Impuls- und Energieerhaltung spricht. Und das geht gar nicht!

So können wir dank Emmy getrost nach dem Sonnenuntergang den majestätischen Sternenhimmel betrachten und über die Weite des Weltalls staunen. Gute Nacht!

Quellen: The Flat Earth Society, Wikipedia, Deutschlandfunk

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