From Russia with Love (2021)

From Russia with Love (2021)

Laut dem russischen Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski lässt sich aus Büchern niemals lernen, was man nicht mit eigenen Augen sieht. Getreu diesem Motto begaben sich die Russischschülerinnen und -schüler auf eine in jeder Hinsicht abwechslungsreiche Reise nach Sankt Petersburg. Hinweis: Der Beitrag stammt aus dem Jahr 2021.

Russischschülerinnen und -schüler

Seit Ende Mai liefen die Vorbereitung auf die Reise auf Hochtouren. Pässe mussten verlängert, Visaanträge ausgefüllt, Tickets für den «Nussknacker», Hotelzimmer und Restaurants reserviert und Gastfamilien verteilt werden: Wer wohnt bei welcher U-Bahn-Station? Für welches Menu entscheide ich mich? Wo und wieviel Schweizerfranken soll ich in Rubel wechseln? Fragen über Fragen und erst der Platz im Flugzeug, das uns ins russische Venedig in den Nordosten flog, liess alle Fragen verstummen und machte grenzenloser Freude auf das wunderschöne Sankt Petersburg Platz.

Nach der Ankunft in Sankt Petersburg fuhren wir zum Winterpalast und besichtigten die berühmten Gemälde der Ermitage. Nach der Führung gingen wir zur Alexandersäule, wo die Gastfamilien auf uns warteten.

Am Samstagmorgen trafen wir uns an einer Metrostation und fuhren mit dem Bus zum Piskarjovskoje Gedenkfriedhof, wo viele Soldaten begraben waren, was sehr eindrücklich war. Nach diesem eher bedrückenden, aber spannenden Besuch ging es weiter in Richtung Puškin, wo wir alle zusammen in einem hübschen Restaurant gegessen haben. Wir teilten uns in Gruppen auf und besichtigten am Nachmittag den äusserst eindrücklichen Katharinenpalast mit seinem Bernsteinzimmer und ganz vielen weiteren wunderbaren Sälen und Zimmern. Mit den vielen verschiedenen Eindrücken des Tages machten wir uns auf den Weg in unsere Gastfamilien zurück.

Vor dem Katharinenpalast in Puschkin, 9.10. (Anna Kisters)

Am Sonntag hatten wir einen freien Tag zur Verfügung, den wir mit der Gastfamilie verbringen konnten. Die meisten Familien hatten ein Programm geplant. Viele Gruppen besichtigten am Abend zuvor das Aufziehen der Brücken. Da dies erst um 2:10 Uhr morgens passiert war, wurde am Morgen danach lange ausgeschlafen. Danach bestand das Programm aus Bootstouren auf den Sankt Petersburger Kanälen, Besichtigung von Kirchen und Museen, Shopping und vielen anderen Aktivitäten. Am Abend sassen wir noch lange mit unseren Gasteltern zusammen, spielten Brettspiele oder brachten ihnen das Jassen bei.

Am Montag war «der Tag der glitzernden Kunst». Wir haben uns um 10:00 Uhr bei der Metrostation «Gostinyj Dvor» getroffen. Als Erstes haben wir das Fabergé-Museum besucht. In Gruppen wurden wir jeweils von einer Führerin an den wunderschönen Ostereiern für die Zarinnen vorbeigeführt. Am Mittag haben wir im Restaurant «Grill Factory» gegessen. Neben dem vegetarischen Gericht gab es noch ein europäisches und ein asiatisches Gericht. Nach dem Mittagessen wurden wir in die gleichen Gruppen wie am Morgen aufgeteilt, und wir haben an einem Fox-Trail durch Sankt Petersburg teilgenommen. Wir wurden von zwei Frauen begleitet. Zusammen gingen wir durch die Stadt. Wir haben an speziellen Orten haltgemacht, und uns wurden wichtige Sachen erklärt. Nebenbei haben wir immer wieder Aufträge bekommen, wie zum Beispiel tanzen. Am Schluss dieser kleinen Reise durch Petersburg gab es für alle Pyschki, das sind russische Donuts. Nach dieser Stärkung ging es kurz nach Hause, um sich für das Ballett «der Nussknacker» umzuziehen, welches im Mariinsky Theater stattfand. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das am Weihnachtsabend einen Nussknacker geschenkt bekommt. Im Traum erscheint ihr der Nussknacker als Prinz und entführt sie in eine märchenhafte und fremde Wunderwelt. Anschliessend konnten alle den Tag bei ihrer Gastfamilie ausklingen lassen.

Am Ufer der Fontanka, Fabergé-Museum 11.10. (Anna Kisters)

Der Dienstag begann mit einer Führung durch ein Stadtmodell von den wichtigsten Merkmalen in St. Petersburg, welches in einem Park ausgestellt war. Danach begaben wir uns zur Peter-Paul-Festung und besichtigten dort die historische Kathedrale, sowie ein ehemaliges Gefängnis und waren genau rechtzeitig vor Ort als die täglichen Kanonenschüsse um 13:00 abgefeuert wurden. Nach einem selbstständigen Mittagessen im Park nebenan machten wir uns auf den Weg zur Bluterlöser-Kathedrale, auch Auferstehungskathedrale genannt. Besonders beeindruckend waren die Mosaike, welche den gesamten Innenraum der Kirche schmückten. Schliesslich begaben wir uns zur Kasaner Kathedrale, welche wir von aussen bestaunten und wo unser Programm endete. Zum Abschluss des Tages wurden an den Souvenirständen reichlich Geschenke und Mitbringsel eingekauft.

Vor der Isaakskathedrale, 12.10. (Anna Kisters)

Am Mittwoch, dem 13. Oktober haben wir uns morgens bei der Metrostation «Lesnaja» getroffen. Dann sind wir gemeinsam zur Kochschule spaziert. In der Kochschule angekommen, haben wir direkt angefangen zu kochen. Zur Vorspeise gab es russischen Salat, eine Art Kartoffelsalat mit Mayonnaise, Erbsen und weiteren Zutaten. Wir assen Borschtsch, eine Suppe aus roter Bete. Im Anschluss haben wir gefüllte Teigtaschen gemacht. Es gab drei verschiedene Füllungen: mit Reis, Ei und mit Äpfeln. Nach dem Essen haben wir russische Lieder gesungen. Am freien Nachmittag sind wir in der Stadt spazieren gegangen und haben uns unsere Nägel machen lassen. Am Abend sind wir in ein Restaurant essen gegangen.

Russisches Kochen, 13.10. (Anna Kisters)

Am Donnerstag besuchten wir das französische Gymnasium von Sankt Petersburg. Wir hatten zuerst eine Führung und danach konnten wir den regulären Unterricht besuchen. Zum Schluss stellten wir die Schweiz mit selbst gemachten Videos vor. Wir waren sehr überrascht, wie gut die Schülerinnen und Schüler Französisch sprechen konnten. Am Nachmittag konnte man sich zwischen einem Besuch im Spielautomatenmuseum oder in einer Tanzschule entscheiden. In der Tanzschule übten wir einen traditionellen Tanz ein, was sehr viel Spass machte.

Besuchs des französischen Gymnasiums, hier beim Besichtigen des Schulmuseums, 14.10. (Anna Kisters)

Den Freitag begannen wir nach dem letzten Frühstück in der Gastfamilie mit einer kurzen Wartezeit, da zwei Schüler an der falschen U-Bahnstation gelandet waren. Als schliesslich alle anwesend waren, konnten wir unsere Busfahrt nach Novgorod beginnen. Während der Busfahrt erhielten wir spannende Informationen durch die Lautsprecher und konnten durch die Fenster des Busses die russische Landschaft bewundern.
Angekommen in Novgorod assen wir zu Mittag. Danach wurde uns von Einwohnern der Stadt der Kreml und die Sophienkathedrale gezeigt. Bei eiskalten Temperaturen und extrem starkem Wind machten wir einen Spaziergang zu unserem Hotel, wo wir bis zum Abendessen um acht Uhr etwas Freizeit hatten. Zum Abschluss haben wir mit einem aus Sankt Petersburg mitgekommenen Gitarristen und einer Sängerin russische Lieder gesungen und so unseren letzten Abend in Russland ausklingen lassen.

Am Samstag, dem letzten Tag unserer Russlandreise trafen wir uns bereits um acht Uhr im Frühstücksaal des Hotels, wo einige typische russische Gerichte, wie russischer Salat und Blinis für uns hergerichtet worden waren. Nach dem Frühstück packten alle ihre Koffer und versammelten sich im Eingangsbereich des Hotels, um ihre Pässe entgegenzunehmen. Kurz darauf waren wir im Bus und die Rückreise nach Sankt Petersburg begann. Allerdings war der letzte Tag nicht weniger lehrreich als jeder andere Tag der Reise, da unsere Guides während der gesamten Fahrt interessante Geschichten über Novgorod erzählten. Die Fahrt war von drei Pausen an interessanten Orten innerhalb von Novgorod geprägt. Beim ersten Stopp besichtigten wir die Handelsseite von Novgorod, wo viele Kirchen verschiedener Handelsgilden standen, die lange auch als Lagerhäuser genutzt wurden. An einer der Kirchen war eine grosse Karte aufgehängt, auf der man die Handelsverbindungen der ersten Hauptstadt Russlands erkennen konnte. Um den Handel besser verstehen zu können, begaben wir uns daraufhin zum Ilmensee. An unserer Raststätte befand sich ausserdem das Jurjew Kloster, das mit seiner schieren Grösse und wunderschön ausgeschmückten Kuppeln jeden beeindrucken konnte. Nachdem wir noch einige Fotos am in der Sonne glitzernden Wasser des Sees geschossen hatten, begaben wir uns zu unserem letzten Stopp. Dem Freilichtmuseum. Dort waren alte Holzhäuser und -kirchen zu sehen. In manchen Häusern war das damalige Leben der Russen dargestellt. Hier hatten wir die letzte Chance, vor der langen Reise zum Flughafen in Sankt Petersburg Piroschki zu essen und Souvenirs zu kaufen. Am Flughafen verabschiedeten wir uns von unseren Guides, Irina und Tim, die uns mit ihren interessanten Geschichten durch die ganze Reise begleitet hatten und begaben uns auf den Weg nach Hause.

Bissige Kälte über dem Wolchow-Fluss bei Welikij Nowgorod 15.10. (Anna Kisters)

Für uns war Russland zuerst komplettes Neuland. Wir hatten Respekt vor diesem Land, waren trotzdem sehr neugierig und aufgeregt. Jede russische Person, die wir auf unserer Reise getroffen haben, war immer freundlich und wollte nur das Beste für uns. Wir wurden herzlich empfangen und uns wurde mit viel Herzlichkeit die Stadt, sowie das russische Leben gezeigt. Viele Dinge waren für uns neu. Besonders interessant war, dass in Russland auch samstags Unterricht stattfindet, aber auch dass es für russische Schüler, welche wir kennenlernen durften, normal ist nach der Schule mit einem Privatlehrer zu lernen. Auch sehr beeindruckt hat uns die schöne Architektur von St. Petersburg, sowie die Offenheit der Bewohner. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und werden diese Stadt bestimmt wieder besuchen. Denn wie es der russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski, der 1881 in St. Petersburg starb, festhält, lässt sich aus Büchern niemals lernen, was man nicht mit eigenen Augen sieht.

Die Russischschülerinnen und -schüler:

Elda Pajaziti, Annelie Weiss, Elias Hinder, Kaja Reich, Sofie Sauter, Julius Schneider, Walter Mara, Arkadiy Denisjuk, Carina Wartmann, Aileen Engeler, Salomon Kisters, Carlotta Allemann, Helena Bigler, Gloria Häberlin, Hannah Legler, Catherine Perret, Severine Stärkle

Anna Kisters und Marcello Indino

Jurjew-Kloster bei Welikij Nowgorod (Anna Kisters)

4 comments

Ungeheuerlich: Ein Werbespot für Russland und Lobhudeleien über die russische Herzlichkeit – während die russische Armee ein ganzes Land zerstört und die grosse Mehrheit der russischen Bevölkerung dies unterstützt.
Im besten Fall unsensibel, im schlechtesten Fall eine Sympathiebekundung für Russland und Verharmlosung der russischen Greueltaten. Auf jeden Fall aber ein für eine Schule ungeheuerlicher Vorgang.
Eine Erklärung am Ende des Textes, wieso der Text trotz der russischen Grausamkeiten erscheint – er erschien ja auch im Jahresbericht – wäre das Mindeste.
Für alle Ukrainer – ich habe ukrainische Freunde – ist so etwas unglaublich schmerzvoll. Als ehemaliger Kreuzlinger Kantischüler bin ich entgeistert und sprachlos .

Lieber Martin

Natürlich haben Sie absolut recht, dass die Ukrainer/-innen von der russischen Herzlichkeit spätestens seit dem 24. Februar 2022 nichts mehr spüren. Ganz im Gegenteil! Uns allen sind die Grausamkeiten dieses Krieges, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat, sehr bewusst. Wir erfahren das an der Schule auch durch die Anwesenheit von ukrainischen Schülerinnen und Schülern.

In einem entscheidenden Punkt muss ich Sie allerdings auf ein Versehen hinweisen, das die Veröffentlichung des Textes hoffentlich nicht mehr ganz so ungeheuerlich erscheinen lässt: Der Text ist bereits im Oktober 2021 geschrieben und hochgeladen worden. Damals hatte der russische Überfall auf die Ukraine noch gar nicht stattgefunden. Die Ausgangslage für Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler war also noch eine gänzlich andere als heute.

Wir haben uns ganz grundsätzlich dazu entschieden, keine rückwirkenden Änderungen im Blog anzubringen, das wäre nicht authentisch. Die Erfahrung von 2021 war für die Reisenden offensichtlich ausserordentlich positiv, das wollen wir darum auch nicht verheimlichen. Wir werden aber im Titel das Datum des Beitrags deutlicher vermerken, um Missverständnisse wie dieses in Zukunft zu vermeiden.

Der Text stammt noch aus einer friedlicheren Zeit – hoffen wir, dass sie bald zurückkehrt…

Lieber Daniel
Es handelt sich nicht um ein Missverständnis: Der Text wurde im Jahresbericht 2021/2022 – einem offiziellen Dokument der Kantonsschule Kreuzlingen – veröffentlicht, also nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. Ich verstehe nicht, wie die Schulleitung angesichts der russischen Greueltaten so etwas tun und verantworten kann. Ich frage mich, wie Sie dies moralisch rechtfertigen können. Es wäre eher angezeigt zu hinterfragen, ob man als Kantonsschule Russisch überhaupt noch als Schwerpunktfach anbieten will und wie man das ethisch vertreten kann. Sie sind sich wohl nicht bewusst, was dies bei Ukrainerinnen und Ukrainern auslöst.
Es trifft ferner nicht zu, dass die Ausgangslage im Oktober 2021 – zum Zeitpunkt der Reise, an der offensichtlich auch der Rektor teilnahm -, eine ganz andere, nämlich friedliche war: Russland hat schon 2014 die Krim annektiert und das Völkerrecht verletzt. Danach wurde die Ostukraine systematisch destabilisiert und terrorisiert. Und Russland zog seine Armee schon im Frühling 2021 an der Grenze zur Ukraine zusammen.

Lieber Martin

Leider habe ich keine Benachrichtigung über Ihren Kommentar erhalten, weshalb meine Antwort doch arg verzögert ist. Sollten Sie diese trotzdem noch sehen: Gerne würde ich die Diskussion vom virtuellen in den realen Raum verlagern, auch da die involvierten Themenbereiche immer umfassender und komplexer werden. Meine Kontaktdaten finden Sie auf der KSK-Homepage – ich würde mich über einen Vorschlag zu einem Gesprächstermin freuen!

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