Italienisch-schweizerische Freundschaft: Die Schweizer Schule Milano war in der vergangenen Woche zu Besuch an der Kantonsschule Kreuzlingen und brachte etwas Italianità in den Schulalltag.
Monica Marotta
«Können die gut Deutsch sprechen?», «Wie sollen wir mit ihnen reden?», «Ich werde kein Wort auf Italienisch rausbringen!» – Die Aufregung unter den Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern des Schwerpunktfachs Italienisch war gross, als sie am Montag um 13.46 Uhr vor dem Avec-Laden auf die Einfahrt des Zuges warteten, aus dem 16 Mailänder Schülerinnen und Schüler samt Lehrpersonen aussteigen würden.
Die spontane Begrüssungsaktion – sie wurde 15 Minuten vorher beschlossen – war ein Erfolg und ermöglichte einen ersten, schüchternen (Blick-)Kontakt inklusive Rätselraten: «Welches Gesicht passt wohl zum Inhalt der Briefe, die ich erhalten habe?»
Aber wie kam es überhaupt, dass diese Woche italienische Neuntklässler durch unsere Flure spazierten und Lektionen, vorwiegend auf Deutsch, besuchten?
Zusammenarbeit trägt rasch Früchte
Die Schweizer Schule Mailand ist eine der 18 Schweizer Schulen im Ausland. In Italien gibt es gleich vier davon, nämlich in Bergamo, Milano, Rom und Catania. Diese Schulen folgen jeweils einem kantonalen Lehrplan, die Lehrpersonen sind deutscher Muttersprache.
Unsere Schülerinnen und Schüler aus dem Schwerpunktfach Italienisch haben also die Möglichkeit, in der 3. Klasse ein Auslandsemester oder -Jahr an der Schweizer Schule Mailand oder Rom zu verbringen (Bergamo und Catania führen kein Gymnasium), ohne das Schuljahr zu verlieren.
Mit der Bestrebung, die Zusammenarbeit zwischen Kreuzlingen und Mailand zu intensivieren, hatten Rektor Marcello Indino und Monica Marotta (Fachvorstand Italienisch) im Dezember die Scuola Svizzera besucht. Es ist äusserst erfreulich, dass dieser Kontakt so rasch Früchte getragen hat: Einerseits ist die Klasse 2Mz aktuell um einen Gastschüler aus Mailand reicher, andererseits durfte die KSK diese Woche die besagte Mailänder Klasse während ihres Sprachaufenthalts in Kreuzlingen empfangen, bei dem ein Austausch zwischen den Schüler/-innen möglich wurde.
Nachdem vor einem Monat dieser Besuch definitiv bestätigt worden war, haben sich unsere sechs Italienischschüler/-innen der 2. Klasse wöchentlich mit den Milanesi schriftlich ausgetauscht. Mal auf Italienisch, mal auf Deutsch.
Das Selbstbewusstsein auf dem Papier wich dann kurz der stillen Zurückhaltung, als man sich schliesslich persönlich gegenüberstand. Aus diesem Grund war während des gemeinsamen Mittagessens am Dienstag und des Kinobesuchs am Donnerstag zunächst vorsichtiges Herantasten angesagt.
In der letzten Italienischlektion vor den Ferien hatten die Schüler/-innen letztlich doch noch die Gelegenheit, sich richtig kennenzulernen, zu unterhalten und zu spielen. Endlich war Italianità zu spüren und zwar nicht nur, was den Lärmpegel im Schulzimmer betraf.
«E quando andiamo noi a Milano a trovarli?» ist nun die wiederkehrende Frage.
Ein Gegenbesuch? Ma certamente!