«See you somewhere in Europe!» sind die typischen Verabschiedungsworte, welche man nach einer erfolgreichen EYP-Session zu hören bekommt. Ich habe diese Worte immer nur beiläufig gesagt, ohne wirklich etwas damit zu meinen, bis ich dann wirklich «somewhere in Europe» war.
Salome Holenstein, 3Mc
Meine eigentliche Reise beim European Youth Parliament, kurz «EYP», begann im September 2021, als ich zusammen mit Alessia Brütsch die National Selection Conference von EYP Switzerland besuchte (eyp.ch). Nach dieser unglaublichen Erfahrung bekamen alle Teilnehmenden die Möglichkeit, ein Member von EYP Switzerland zu werden. Dies nutzten Alessia und ich dann auch. Als Member kann man auf der Member Platform alle Sessions, welche in ganz Europa stattfinden, einsehen und sich als Teilnehmer/-in bewerben. Anders als bei meiner ersten Session in Biel und meiner zweiten Session in Bern kann man sich jedoch nicht als Delegate bewerben, sondern als Official. Officials sind alle, welche etwas dazu beitragen, dass so eine Session überhaupt funktionieren kann. Beispielsweise sind die Organisers für alle organisatorischen Belange zuständig, das Academic Team, bestehend aus Chairs und dem Board, sorgt für die akademischen Schriften und das Media Team hält die Session bildlich fest.
Im März stöberte ich durch diese Plattform und stiess auf eine Session von EYP Greece, welche diesen Mai stattfand. Es war noch ein Platz frei als Media Team Member. Für mich war sofort klar: Dort will ich hin! Aber eine einfache Anmeldung genügte nicht, man musste sich bewerben. So fing ich an zu schreiben und nach fleissigem Durchlesen und Kontrollieren durch Freunde und schliesslich der Schlusskontrolle von Frau Tobler gab ich meine Bewerbung in Englisch ab und wartete auf eine Rückmeldung. Das Warten ging gefühlt eine Ewigkeit – so lange, bis ich nicht mehr mit einer Zusage rechnete. Zwei Wochen vor Beginn der Session kam die Rückmeldung dann doch. Ich wurde angenommen und durfte nach Griechenland gehen! Sofort fing ich an, die Reise zu organisieren.
Lost in Larissa?
Am Donnerstag, der 12. Mai ging die Reise los. Mit der Kamera in der Tasche und mit ganz viel Mut machte ich mich auf den Weg nach Griechenland.
Nach einigen kleinen Problemen in Athen und einer kurzzeitigen Verwirrung erreichte ich den Zug nach Larissa. Dort traf ich auch schon auf die erste Person, mit der ich die nächsten Tage an der Session verbringen würde. Sie war ein Chair an der Session und wir kamen direkt sehr gut miteinander aus. In Larissa am Bahnhof traf ich die Head-Organiserin, bei der ich während die Session übernachten durfte. Sie nahm mich mit zu ihr nach Hause, wo bereits weitere Personen, hauptsächlich Organisers, warteten. Nach einer kurzen Dusche gingen wir alle zusammen abendessen. Ich lernte so viele wundervolle Personen kennen und freute mich schon riesig auf morgen.
Am nächsten Tag lernte ich alle Officials der Session kennen. Gemeinsam bereiteten uns für die nächsten zwei Tage, die offizielle Session, vor. Zuerst gab es ein Teambuilding, bei dem alle zusammen Kennenlernspiele spielten. Danach trafen sich die jeweiligen Teams, also in meinem Fall das Media Team, und absolvierten Vorbereitungsmodule. Ich war sehr dankbar für diesen Tag, da ich zuvor nicht so viel mit Kameras und Fotografie zu tun hatte und deswegen eigentlich keine Ahnung hatte. Zusammen mit meinem Co-Media-Team-Member Antonis fühlte ich mich jedoch sehr wohl im Team. Die Editoral Assistant, Georgia und die Editress Inês erklärten mir alles Nötige und ich fühlte mich gut vorbereitet auf das kommende Wochenende. Am Abend gingen wir alle zusammen in eine Bar und stimmten uns so perfekt auf die Session ein.
Intensive Session
Samstag, 14. Mai: Die Session ging offiziell los. Nervös war ich schon ein wenig, als die Delegates an der Location ankamen und sich nach und nach registrierten. Nun war es mein Job, alles bildlich festzuhalten. Beim General Team Building verflog meine Nervosität jedoch direkt wieder. Ich hatte sehr viel Spass und das Fotografieren bereitete keine Mühe. Danach teilten sich die Delegates in ihre Comittees auf und begannen ihre Arbeit. Von den insgesamt vier Committees musste ich zwei dokumentieren. Da Committee-Work viel Theorie umfasst und dort nicht so viel passiert, war das eher eine kleine Arbeit. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um das Aussortieren meiner Bilder oder arbeitete an meinen Projekten. Die Zeit verflog wie im Flug und schon war ein arbeitsreicher Tag zu Ende. Am Abend trafen sich wieder alle Officials. Wir schauten den Eurovision Song Contest, der an diesem Wochenende stattfand, alle zusammen in einer Bar. Mich erstaunte, wie wichtig den Griechen dieser Contest war.
Am Sonntag war der letzte Tag der Session. Am Morgen ging es nochmal mit Committee-Work weiter und danach machten sich alle bereit für den Hauptevent der Session: Die General Assembly. Während die Delegates Panel Talks und ein Meet and Greet mit EYP Greece hatten, setzte sich das Academic Team ans Resotyping des Resolution Booklet. Darin sind die Lösungen der jeweiligen Committee-Topics festgehalten. Auch ich war ein wenig gestresst, weil ich nebst dem Fotografieren auch mein Projekt, ein General-Assembly-Bingo, vorbereiten musste. Zudem war ich auch etwas unsicher, ob die Delegates das Bingo überhaupt mitmachen würden, aber zum Glück klappte alles super.
Nach den heissen Diskussionen im General Assembly wurde zum Schluss die Closing Ceremony eingeleitet. Das Ganze war sehr emotional. Vor allem bei den Danksagungen floss die eine oder andere Träne. Mit einem Riesenapplaus ging die Session offiziell zu Ende und die Delegates fuhren wieder nach Hause. Doch für mich und die andern Officials war es glücklicherweise noch nicht zu Ende. Wir feierten unsere Goodbye-Party in einer griechischen Bar mit viel Gelächter, aber auch ein paar Tränen.
Griechenland zu Hause
Am Montag ging es für mich mit wenig Schlaf wieder zurück nach Hause. Wehmütig verabschiedete ich mich von allen wundervollen Menschen, welche ich dort getroffen hatte. Ich werde sie vermissen. Glücklicherweise musste ich die ersten drei Stunden, also die Zugfahrt von Larissa nach Athen, nicht allein verbringen, denn Martha, eine Organiserin, hatte den gleichen Weg. Ich genoss die Zugfahrt sehr, war jedoch auch angespannt, den Rest der Heimreise allein in Angriff zu nehmen. Martha erklärte mir genau, wie ich den Flughafen ohne Probleme erreichen konnte. Traurig stieg ich ins Flugzeug. Ich wollte Griechenland nur ungern verlassen und wieder in den anstrengenden Alltag zurückkehren.
Wieder zu Hause angekommen, war meine unglaubliche Reise jedoch noch nicht vorbei. Nebst der intensiven Kontaktpflege hatte ich noch ein offenes Media Project abzuschliessen. So verbrachte ich viel Zeit vor dem Laptop, in Bildbearbeitungsprogrammen und im Chat mit Georgia, der Editoral Assistant. Erst als ich diese Arbeit abgegeben hatte, endete meine Zeit in Griechenland endgültig.
Die Reise war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Natürlich verlief nicht alles immer rosig, mir sind auch ein paar Missgeschicke passiert, doch das ist rückblickend nicht von Belang. Ich danke allen, die mir dies ermöglicht haben, insbesondere auch der Kantonsschule Kreuzlingen. Meine Erlebnisse, Erfahrungen und die wundervollen Menschen, welche ich beim EYP Greece 2022 getroffen habe, werde ich nie vergessen. Hoffentlich treffe ich sie bald wieder: «Somewhere in Europe».